Sonntag, 4. Januar 2009

Essen und Trinken

Zum Start zurek, barszcz oder zupa grzybowa, als Beilage surowka oder mizeria, als Hauptgericht pierogi z miesem, golabki oder bigos und zuletzt szarlotka, makowiec oder nalesniki. Also...ich verstehe immer noch, nur "Bahnhof"...

...um euch, und auch uns, die polnische Küche etwas näher zu bringen, werden wir uns peau a peau durch den Buchstabensalat essen und trinken.


links: zupa grzybowa ist eine Pilzsuppe in gebackenem Brot
mitte: pierogi z miesem sind mit Fleisch gefüllte Teigtaschen auf Brot

Am Wochenende haben wir unsere Mission, "Nahrungsaufnahme in polnischen Restaurants", fortgesetzt.

Ich habe mir "bigos", eine weitere typisch polnische Hauptspeise bestellt, und konnte erstaunt feststellen, dass mein Gaumen diesen Geschmack von der Heimat her kannte. Bigos ist ein Eintopf aus Sauerkraut, Pilzen, Weißwein und verschiedenen Fleisch- und Wurstsorten.



Dazu habe ich das regionale Bier Tyskie, ein gewürzvolles Helles getrunken. Diese Kombination bestätigt jedenfalls, daß die polnische Küche doch eher "deftig" ist, als cholesterinfreundlich...meine Hausärztin wird sich freuen, wenn ich wieder zurück bin!

Ein weiteres regionales "piwo" ist das Zywiec, ein Helles, welches geschmacklich in die herbe Richtung tendiert und unserem Bitburger Pils ähnlich schmeckt.

Zu Bitburger habe ich noch eine kurze Geschichte auf Lager:

"Unser Parkwächter besitzt eine rote Formel1 Jacke von Bitburger. Mit Händen und Füßen habe ich ihn in ein Gespräch verwickelt. Leider musste ich herausfinden, dass er sie nicht aus Überzeugung zu der Marke Bitburger trägt, sondern nur, weil sie warm hält und er sie geschenkt bekommen hat, schlimmer noch, er wusste nicht einmal, dass Bitburger ein Bier ist, geschweige denn, aus welchem Land es kommt. So viel zu unserem regionalen Exportschlager..."

Salzmine Wieliczka

Wieliczka ist eine der Hauptattraktionen des Landes und seit 1978 auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgeführt. Sie ist eine der ältesten Salzminen der Welt und die einzige, die seit dem Mittelalter ununterbrochen geöffnet ist. Es wird kein Salz mehr abgebaut, doch es ist gibt 135 Meter unter der Erdoberfläche jede Menge zu bestaunen.

Bergarbeiter hinterließen unter Tage Kunstwerke, die den Besucher beeindrucken. In den Kammern, Kapellen und Schächten, sowie an den tiefen Salzseen tauchen immer wieder Statuen, Monumente, Figuren, Reliefs, Torbögen, Krippen, Altäre und biblische Szenen auf - jedes Teil aus Salz.


Eine der imposantesten Kapellen ist die der Heiligen Kinga (Foto).
Sie ist reich an Kunstwerken und erinnert mit ihren Salzkristallleuchtern an einen barocken Tanzsaal. Hier werden Konzerte und Hochzeiten veranstaltet und jeden Sonntag eine Heilige Messe zelebriert.

Stare Miasto


Die Stare Miasto: Jahrhunderte lang durch die Stadtmauern vor Angriffen und heute durch den Grüngürtel vor den Abgasen geschützt, ist das Zentrum Krakaus geradezu ein Biotop für historische Bauwerke.
Hier konzentrieren sich Kirchen, Museen, Galerien und mittelalterliche Gebäude, aber auch Hunderte von Restaurantes, Cafes, Kneipen und Clubs.



Das zu Beginn des 14. Jahrhunderts errichtete Florianstor, einziges noch existierendes Stadttor, sowie ein Rest der Stadtmauer, konnten erhalten werden.






Der Planty-Grüngürtel hat die mittelalterlichen Stadtmauern ersetzt. Die Anlagen besitzen ein Netz von Wegen und wundervollen Alleen.



Rynek Glowny - einer der größten mittelalterlichen Plätze Europas

Der Rynek ist das Zentrum Krakaus. Hier spiegelt sich die Geschichte der Stadt wieder. Mit ca. 40.000 qm hat der Platz ein großese Ausmaß. Der Platzt wird von dem langgestreckten Renaissancebau der Tuchhallen in zwei Hälften geteilt. Sehenswert sind mittelalterliche Bürgerhäuser und Adelspaläste, in denen sich heute Cafés, Restaurants und Läden befinden. Im Sommer herrscht auf dem Platz und in den Arkaden südländische Stimmung. Ganz Krakau trifft sich hier.




In der Südostecke des Platzes steht der quadratische Rathausturm aus dem 14. Jahrhundert. Das Kellergewölbe war früher Folterkammer und Gefängnis, heute gibt es hier ein Kabarett und eine Bar. Das Palais Krzysztofory gilt als das prachtvollste der Adelspaläste Krakaus. Das markanteste Gebäude am Rynek ist die sehenswerte Marienkirche, welche ein Wahrzeichen der Stadt ist.

Kasimierz

Dem jüdischen Leben auf der Spur...


...Frische Bejgl und Brezeln an Straßenständen und der Duft von Tscholent, Kigl und „Gefillte Fisch“, dem jüdischen Festtagsessen hängt in der Luft. Dazu singt eine Klarinette ihr Klezmer-Lied aus der Kneipe an der Ecke herüber. Nicht viel weiter eine kleine jüdische Buchhandlung in der neben antiquarischen jiddischen Werken alte Bilder und Holzfiguren, die Juden in ihrer traditionellen Kluft darstellen, einen kleinen Rest vom jüdischen Shtetl wieder aufleben lassen.


Kazimierz wie dieses Stadtviertel Krakaus heißt, ist ein Schaufenster in einer nicht mehr existierenden Welt, die Welt der Shtetl und Ostjuden, die mit ihren Bewohnern im Holcaust unterging. Das renovierte Kazimierz ist eine Stätte der Erinnerung auch für Juden aus aller Welt geworden, die in diesem Krakauer Stadtteil eigene Wurzeln suchen.

Kazimierz - Krakaus jüdisches
Shtetl

Der alte Stadtteil Kazimierz, den König Kasimir der Große 1335 als eigene, polnische Stadt gegen das vom deutschen Patriziat dominierte Krakau gründete, liegt südlich der Krakauer Altstadt. Nachdem 1495 ein Siedlungsverbot für Juden in Krakau erging, entstand in Kazimierz eine der berühmtesten jüdischen Gemeinden Polens, die ihre goldene Zeit im 16. Jahrhundert erlebte.

Vor dem Krieg lebten 6800 Juden in Kazimierz, die von den Nazis 1941 zunächst ins Ghetto PodgorzeSchindlers Emaillefabrik auf der anderen Weichselseite verschleppt wurden und dann fast alle in Auschwitz ermordet wurden. Nur die 1200 Schindlerjuden überlebten, in Podgorze steht noch.
Heute leben in Kazimierz nicht vielmehr als 100 Menschen jüdischen Glaubens in einer Gemeinde, die eine der ältesten und berühmtesten Polens war, aber es gibt noch viele Zeugen jüdischen Lebens in Kazimierz, das meiste um die Hauptstraßen des Viertels, Szeroka und Miodowa herum.

Sieben Synagogen haben die Barbarei überstanden, paradoxer Weise waren sie von den Nazis als „Museen der untergegangenen Rasse“ ausersehen. Eine der beiden noch als Gotteshaus dienenden Synagogen ist die Remuh–Synagoge an der ul. Szeroka, das älteste jüdische Gotteshaus in Kazimierz. Hinter der Synagoge liegt der alte jüdische Friedhof von 1533, dessen Grabsteine den Nazisturm gut versteckt überstanden.

Am Ende der ul. Szeroka steht die Alte Synagoge die um 1500 erbaut wurde und eine der wenigen erhaltenen mittelalterliche Synagogen ist. Sie ist heute Teil des Krakauer Historischen Museums und beherbergt Ausstellungen zu Kultur und Geschichte der Juden. Nur eine Ecke weiter an der ul. Izaaka steht die barocke Isaak–Synagoge.Etwas abseits an der ul Miodowa kann man die prächtig ausgestattete Tempel–Synagoge besichtigen, die als Konzert- und Veranstaltungszentrum dient.

Lange Jahre galt Kazimierz als unheimlich und verrufen, ein düsteres und heruntergekommenes Viertel, das man lieber meidet.

Neues jüdisches Leben in Kazimierz

Vieles ist heute wieder restauriert und saniert in Kazimierz, die immer noch dunkle Straßenbeleuchtung, die enge Gassen in ein schummriges Licht taucht, trägt jetzt zur besonderen Stimmung bei. Vor allem um die ul. Szeroka entstanden Cafes, Restaurants, Pensionen und Hotels, die an die jüdische Vergangenheit anknüpfen und auch wieder jede Menge jüdischer Gerichte anbieten, auch koschere Küche gibt es wieder.




Abends spielen Klezmer – Gruppen in den vielen Cafes wie dem Ariel, oder dem Alef auf und lassen bei Kerzenlicht wenigstens die Musik der ostjüdischen Welt wieder erstehen. Enge verwinkelte Gassen, dunkle kleine Läden, Werkstätten in Höfen im Wechsel mit Klezmer-Kneipen lassen ein Stück von der einstigen jüdischen Kultur dieses Stadtviertel lebendig werden, das regelmäßig stattfindende jüdische Kulturfestival tut ein übriges.

Die Königsburg "Wawel"


Trotz der klirrenden Kälte, die hier zur Zeit herrscht, muß man auch manchmal den warmen Bau verlassen, um frische Luft zu tanken und neue Eindrücke zu gewinnen. Diesem Drang haben wir an einem Sonntag nachgegeben und uns zu einem Spaziergang zur Königsburg aufgemacht.

Hoch über der Stadt erhebt sich der Wawel, ein stolzer Hügel, von dem die Könige Polen regierten. Zwischen dem Zentrum und der Weichsel gelegen, findet man auf ihm Zeugnisse aus mehreren Jahrhunderten und so ganz nebenbei die vielleicht schönste erhaltene Burganlage der Welt.

1000 Jahre lang konzentrierte sich auf dem Wawel die weltliche und geistliche Macht.

Auf dem Bild ist rechts das "Königliche Schloss" zu sehen und links der "Waweldom".